Weinreise
Albanien hat eine der ältesten Weinbautraditionen im Mittelmeerraum, die mit mehr als 3000 Jahren der der Griechen vergleichbar ist. Doch unter der Herrschaft der Osmanen beschränkte sich der Weinanbau nur noch auf die Gebiete mit überwiegend christlicher Bevölkerung und erst mit der albanischen Unabhängigkeit (1912) gewann er wieder an mehr an Bedeutung.
Dann setzten leider zunächst die Reblaus und anschließend das kommunistische Regime dem kurzen Aufschwung ein schnelles Ende. Auf Staatsland wurden in recht geringem Umfang billige Weine für den Export oder den Tourismus hergestellt - auf die man damals als Balkanreisender gerne zugunsten von Bier, Wasser oder Raki verzichtete - und dafür mehr Gewicht auf die Produktion von Trauben und Raki gesetzt. Letzterer ist in der Herstellung wesentlich günstiger, was man heute noch in den Geschäften sehen kann, wenn man einen durchaus ausgezeichneten Raki kauft und den Preis mit dem einer ebenso ausgezeichneten Flasche Wein vergleicht. Außerdem ist das Schnapsbrennen auch technisch anspruchsloser als die Produktion hochwertiger Weine, die nicht nur Erfahrung und Können voraussetzt, sondern auch Investition in geeignete Fässer, Lagerräume und entsprechende Technologien. Nicht umsonst brennt hier fast jeder, der ein bisschen Landwirtschaft betreibt, seinen eigenen, durchaus trinkbaren Raki.
Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Regimes war der Weinanbau dann eigentlich bei Null angekommen. Die Bauern beanspruchten die staatlichen Weinberge als Weideland für ihr Vieh, Raki ließ und lässt sich prima auch aus allen anderen Obstsorten herstellen und ausländische Weine, vor allem aus Italien, waren keine Mangelware mehr. Eine Gewohnheit, die geblieben ist, wenn man sich das überwältigende Sortiment an überwiegend italienischen Weinen und Rakisorten aus Pfirsich, Birne, Quitte, Granatapfel, Brombeere oder Wachholder ansieht - um nur ein paar der gängigen Sorten zu nennen.
Dennoch haben sich einige Familien auf die Tradition besonnen, ihre Söhne nach Italien bei den Winzern in die Lehre geschickt, und nach und nach entstanden in den letzten 30 Jahren immer mehr kleine Weingüter und Kellereien, von denen einige mittlerweile auch internationale Beachtung finden.
Drei von ihnen aus unserer näheren Umgebung möchte ich euch gerne vorstellen.

Kantina Belba
Mit den Weinbergen in Golem und ihrer Kellerei nebst exzellentem Restaurant in Kavaje also in absoluter Schlagdistanz und einen Besuch mit Weinprobe und Essen wert!
Auch wenn der Papaz (zu je einem Drittel aus Cabernet Sauvignon, Merlot und der autochthonen Kabjuro-Rebe) mit einer Silbermedaille das Flaggschiff darstellt, ist mein persönlicher Favorit der Merlot. Beides Weine für den großen Auftritt!
Aber auch der Shesh i Zi (rot) und der Shesh i Bardhe (weiß) sind exzellente Begleiter für ein Abendessen oder einen schönen Abend und beeindrucken mit dem Geschmack der hier heimischen Rebe.
Kokomani Winery
Gelegen in den Hügeln zwischen Durres und Tirana bietet das Restaurant anlässlich eines traditionellen Mittag- oder Abendessens oder einer Weinprobe mit leckeren Antipasti einen wunderschönen Ausblick und ein schönes rustikales Ambiente.
Die Range der produzierten Weine ist vergleichsweise gering und sie erreichen auch nicht die Raffinesse der Kantina Belba, aber sie sind durchweg von hoher Qualität und haben ein sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fani Winery
Ebenfalls überzeugt haben mich die Weine des Weinguts Fani in Berat, das für mich eine der schönsten Städte Albaniens und daher ein absolutes "must see" bei einem Urlaub ist.
Darüber hinaus gehört Berat zu den wichtigsten Weinregionen des Landes und mehrere Kellereien sind daher hier ansässig.
Warum hier also nicht das Sightseeing mit dem Genuss ausgezeichneter Weine verbinden!